Aktuelle Entscheide

A
 

1. Verfassungs- und Verwaltungsrecht – Droit constitutionnel et administratif

1.1 Allgemeines

Principe d’objectivité 

1.1.2024.08 Le Tribunal fédéral a rejeté un recours contre la décision de l’AIEP au sujet d’un reportage de l’émission « Temps Présent » de la Télévision RTS intitulé « Fake News, une pandémie de mensonges ». A l’instar de l’AIEP, le Tribunal fédéral est arrivé à la conclusion que l’émission n’a violé aucune disposition du droit des programmes.
TF 2C_597/2023 du 17 avril 2024 
Mots-clefs: Autonomie des programmes, principe d’objectivité, liberté d’expression, forme et contenu,  possibilité de se faire sa propre opinion, limitation des émissions
Dispositions:  Art. 9 CSt., art. 4 et 5 LRTV

Bilden einer eigenen Meinung

1.1.2024.07 Die naturwissenschaftlich interessierte Zuhörerschaft des «Wissenschaftsmagazins» von Radio SRF 2 Kultur dürfte über ein erhebliches Vorwissen zum Klimawandel sowie zu den in diesem Zusammenhang konträr diskutierten Ursachen und zu ergreifenden Massnahmen verfügt haben. Neben dem erkennbaren Fokus des Beitrags erlaubte es dieses Vorwissen dem Publikum, die wiederholte Erwähnung der fossilen Brennstoffe im Zusammenhang mit der Klimawandel korrekt einzuordnen. Die Zuhörenden konnten sich eine eigene Meinung zu den  mit dem Klimawandel verbundenen Gesundheitsgefahren bilden.
Entscheid b.976 der Unabhängigen Beschwerdeinstanz für Radio und Fernsehen UBI vom 22. März 2024
Stichworte: Freie Meinungsbildung, Sachgerechtigkeitsgebot, Vielfaltsgebot
Bestimmungen: Art. 4 und 6 RTVG

Sachgerechtigkeitsgebot

1.1.2024.06 Die Anforderungen an die Sachgerechtigkeit sind bei Diskussions- und Gesprächssendungen weniger hoch als bei rein redaktionell aufbereiteten Sendungen. Die Zuhörenden konnten sich sowohl zur beanstandeten Aussage als auch zur Sendung insgesamt aufgrund der transparenten Gestaltung eine eigene Meinung bilden. Die in der Sendung «Tagesgespräch» von einem SRF-Korrespondenten gemachte Aussage, wonach es keine Nazis in der Ukraine gebe oder zumindest keine, die an der Macht seien, erscheine zwar für sich alleine wenig  differenziert. Aufgrund des Kontextes konnten ihn die Zuhörenden jedoch korrekt einordnen.
Entscheid b.973 der Unabhängigen Beschwerdeinstanz für Radio und Fernsehen UBI vom 22. März 2024

Stichworte: Programmautonomie, Sachgerechtigkeitsgebot
Bestimmungen: Art. 4 und 6 RTVG

Berichterstattung im Vorfeld von nationalen Wahlen

1.1.2024.05 Die Berichterstattung im Wahldossier von SRF im Vorfeld der Nationalratswahlen 2023 vermochte nicht ganz zu befriedigen. Die Aufteilung der Sendezeit bzw. des gewährten Raums auf die Parteien erfolgte nicht durchwegs nach einheitlichen Kriterien und war wenig transparent. Da es sich aber bei den im Wahldossier berücksichtigten Kriterien an sich um objektive und nicht-diskriminierende handelte, wurde das Vielfaltsgebot nicht verletzt. 
Entscheid b.967 der Unabhängigen Beschwerdeinstanz für Radio und Fernsehen UBI vom 22. März 2024

Stichworte: Programmautonomie, Sachgerechtigkeitsgebot, Vielfaltsgebot, Wahlsendung
Bestimmungen: Art. 4 und 6 RTVG

Beschwerdebefugnis, öffentliches Interesse

1.1.2024.04 Besteht ein öffentliches Interesse an einem Entscheid, kann die UBI auf eine Beschwerde eintreten, auch wenn diese nicht alle formellen Voraussetzungen erfüllt. Die UBI bejaht ein öffentliches Interesse bei Sendungen, deren Gegenstand neue rechtliche Fragen aufwirft oder die von grundlegender Tragweite für die Programmgestaltung sind. Ein solches Interess fehlte, weshalb auf die Beschwerde gegen die SRF- Sendung «Mein Chef ist ein Chinese» nicht eingetreten wurde.
Entscheid b.977 der Unabhängigen Beschwerdeinstanz für Radio und Fernsehen UBI vom 20. Februar 2024

Stichworte: Beschwerdebefugnis, öffentliches Interesse
Bestimmungen: Art. 94 und 96 RTVG

Meinungsäusserungsfreiheit

1.1.2024.03  Dem Argument der Redaktion, dass der Beschwerdeführer seinen Kommentar bloss «für einen verbalen Rundumschlag gegen SRF» verwende, gilt entgegenzuhalten, dass er darin seine Befürchtungen um die «Verhunzung der Sprache» zum Ausdruck gebracht und weitere Beispiele sowie Alternativen im Sinne eines konstruktiven Dialogs angeführt hat. Eine generelle Kritik am Sprachgebrauch in den Nach-richten von SRF ist zu akzeptieren. Im Übrigen geht es auch unter dem Gebot der Rechtsgleichheit nicht an (Art. 8 Abs. 1 BV), dass sich etliche Nutzerinnen und Nutzer zum Sinn und Unsinn von Anglizismen äussern durften und der Beschwerdeführer nicht.
Entscheid b.972 der Unabhängigen Beschwerdeinstanz für Radio und Fernsehen UBI vom 25. Januar 2024

Stichworte: Netiquette, Meinungsäusserungsfreiheit, Online-Forum
Bestimmungen: Art. 10 EMRK, Art. 16 BV

Meinungsäusserungsfreiheit

1.1.2024.02  Finden sich gesetzliche Grundlagen (hier Art. 28 ZGB) für das Nichtveröffentlichen des Kommentars, ist weiter zu prüfen, ob die übrigen Voraussetzungen für eine Grundrechtsbeschränkung im Sinne von Art. 36 Abs. 2-4 BV vorliegen. Dies war vorliegend zu bejahen. Es war ver-hältnismässig, vom Beschwerdeführer eine Abpassung des Kommentars zu verlangen, in dem auf persönliche Angriffe verzichtet wird.
Entscheid b.966 der Unabhängigen Beschwerdeinstanz für Radio und Fernsehen UBI vom 25. Januar 2024

Stichworte: Netiquette, Meinungsäusserungsfreiheit, Online-Forum
Bestimmungen: Art. 10 EMRK, Art. 16 BV

Emission consacrée à des élections 

1.1.2024.01 Le reportage de « Forum » du 12 février 2023 s’est déroulé de manière transparente et correcte. Les résultats des élections cantonales zurichoise ont été confirmés par la suite par le Canton de Zurich et correspondaient ainsi à la réalité. Le choix des invités n’a pas été biaisé et les auditeurs ont pu clairement reconnaitre les invités, leur fonction et leur appartenance politique, ainsi que leurs opinions.
Décision b. 963 de l’autorité indépendante d’examen de plaintes en matière de radio-télévision (AIEP) du 25 janvier 2024
Mots-clefs: Diligence journalistique, autonomie des programmes, présentation fidèle des événements, exigence de pluralité, emission consacrée à des élections
Dispositions:  Art. 4 al. 1 et al. 3, 5 LRTV

 

1.2 Öffentlichkeitsprinzip 

Geschäftsgeheimnisse

1.2.2024.10 Geschäftsgeheimnisse im Sinne von Art. 7 Abs. 1 Bst. g BGÖ rechtfertigten die von der Vorinstanz getätigten Schwärzungen in den von der abgeschlossenen Rahmen- und Objektverträgen betreffend die Erbringung von Betreuungsdienstleistungen in den Unterkünften des Bundes in allen Asylregionen. Ausserdem durfte der Zugang zum Subdossier «Evaluation» gestützt auf denselben Ausnahmetatbestand gänzlich verweigert werden.
BVGer A-1460/2022 vom 4. Juli 2024: X c. Y. und Staatssekretariat für Migration
Stichworte: Geheimhaltung, Vergabeverfahren, Geschäftsgeheimnisse
Bestimmungen: Art. 1, 5, 6, 7, 9 BGÖ, Art. 11, 62 BöB

Base légale, pesée d’intérêts

1.2.2024.9 La pratique de l’autorité inférieure, qui, pour rappel, consiste à mettre à disposition des intimées (des journalistes) le prononcé pénal qu’elle a rendu à l’encontre du recourant, en principe de manière non anonymisée, pendant un délai de 30 jours, repose sur une base légale suffisante.
TAF A-1628/2023 du 26 septembre 2023: A. c. C. et Département fédéral des finances DFF
Mots clefs:, procédure pénale, procédure pénale administrative, protection des données, intérêt public, sphère privée, protection de la personnalité, principe de la transparence.
Dispositions:  Art. 13, 30, 36 CSt., art. 2, 61, 62, 64, 70 DPA, art. 2, 9, 70 LPD, art. 2, 3, 8 LTrans.

Justizöffentlichkeit

1.2.2024.8 Das Bundesgericht kommt auf seine frühere Praxis zurück, gemäss welcher eine Verfügung über den Ausschluss der Öffentlichkeit von einer Gerichtsverhandlung und der Urteilseröffnung für akkreditierte Gerichtsberichterstatter/innen das Verfahren abschliesst und deshalb als anfechtbarer Endentscheid anzusehen ist. 
BGer 7B_61/2022 vom 25. Juni 2024: Hasler c. A. – E. und Staatsanwaltschaft Kreuzlingen
Stichworte: Verfügung zum Aussschluss der Öffentlichkeit, Begründungspflicht, Justizöffentlichkeit, Endentscheid
Bestimmungen: Art. 6 EMRK, 16, 17, 30 BV, 70 und 84 StPO.
RA Christoph Born hat diesen Entscheid für «medialex» besprochen im Beitrag «Gerichtsberichterstattung: Bundesgericht zurück auf dem richtigen Weg«, medialex 07/2024.

Règlement des frais

1.2.2024.7 Lorsqu’une procédure devient sans objet, les frais sont en règle générale mis à la charge de la partie dont le comportement a occasionné cette issue. En l’occurrence, le classement de la présente cause résulte du comportement de la partie intimée, respectivement de la perte d’intérêt du demandeur d’accès pour les données demandées. L’on ne saurait pour autant mettre des frais à sa charge.
TFA A-136/2023 du 29 avril 2024: A. c. B.
Mots clefs:  droit d’accès,  données personnelles, principe d’égalité, qualité de partie intimée à la procédure, droit à la demande d’accès n’a plus d’objet, décision de radiation, règlement des frais,
Dispositions: Art. 6, 16 LTrans, art. 5, 7, 15 FITAF, art. 23, 31, 32, 33, 37 LTAF, art. 42, 48, 82, 90 LTF

Zugang zu Strafakten

1.2.2024.6 Die Justizöffentlichkeit bietet zwar keine Grundlage für die Gewährung von Einsicht in Strafakten.  Soweit es aber um amtliche Dokumente geht, deren Offenlegung den Gang des Strafverfahrens weder beeinträchtigen noch beeinflussen, stehen weder die strafprozessualen Akteneinsichtsrechte noch die Nichtöffentlichkeit des Vorverfahrens und des Verfahrens vor dem Zwangsmassnahmengericht einer Zugangsgewährung nach BGÖ entgegen.
BGer 1C_101/2023 vom 1. Februar 2024: A. c. B. bis E.
Stichworte: Anwendung des BGÖ auf Strafakten, Strafakten im engern Sinne, Entsiegelungsverfahren als Ausschlussgrund, Spezialgesetzliche Regelungen, Justizöffentlichkeit
Bestimmungen: Art. 69, 73, 101 StPO, Art. 3, 4, 7 BGÖ

Consultation des parties concernées

1.2.2024.5 Le mode de procéder de l’autorité inférieure en la présente cause – qui a renoncé à la consultation des personnes concernées en raison d’une charge de travail disproportionnée pour requérir ensuite du Tribunal qu’il procède lui-même à la consultation – ne saurait être admis. Le recours doit être admis  et la décision attaquée annulée, notamment car elle repose sur une pesée incomplète des intérêts, sans consultation des assureurs-maladie concernés.
TFA A-1722-2022 vom 21. Febr. 2024: A. c. B. et 38 autres assureurs-maladie
Mots clefs:  droit d’accès,  données personnelles,   intérêt privé, personnes concernées, exceptions au principe de la transparence, travail disproportionnée pour requérir, principe de proportionnalité
Dispositions: Art. 10 CEDH, art. 9, 16, 17,30 CSt., art. 8a LPart. 82, 86, 89, 95, 100, 106, 107 LTF

Hoher Behördenaufwand

1.2.2024.4 Das Öffentlichkeitsgesetz lässt auch umfangreiche Begehren grundsätzlich zu, sofern sie den Geschäftsgang der Behörde nicht geradezu lahmlegen. Zudem besteht die Möglichkeit, Gebühren zu erheben, sofern die Bearbeitung mehr als acht Stunden Arbeitsaufwand erfordert.
BVGer A-4708-2022 vom 29. Febr. 2024: A. c. Bundeamt für Statistik BFS
Stichworte: Öffentliche Dokumente, Verhältnis des BGÖ zu anderen Bundesgesetzen, Statistikgeheimnis, Personendaten, Schutz der Privatsphäre,, Verhältnismässigkeitsprinzip, Anonymisierung, Anhörung von Betroffenen
Bestimmungen: Art. 5, 13 BV, Art. 10, 14 BStG, Art. 4, 5, 7, 9 BGÖ, Art. 8 ff. BURV, Art. 36, 70, 71 DSG, 61 VwVG

Liberté d’information

1.2.2024.3 En tant qu’il confirme le refus de faire droit aux demandes d’accès des recourantes pour un motif lié à la charge disproportionnée de travail qu’occasionnerait leur traitement pour les autorités concernées, l’arrêt attaqué ne consacre aucune application arbitraire de l’art. 16 LInfo ou violation de la liberté d’information consacrée aux art. 16 al. 3 Cst. et 17 Cst.-VD.
TF 1C_494/2023 du 2 février 2024: A. et B. c. Chargée de communication de l’Ordre judiciaire vaudois
Mots clefs:  obligation de renseigner, intérêt digne de protection, devoir de collaborer, droit d’accès,  données personnelles,  protection de la personnalité, exceptions au principe de la transparence, principe de proportionnalité
Dispositions: Art. 10 CEDH, art. 9, 16, 17,30 CSt., art. 8a LPart. 82, 86, 89, 95, 100, 106, 107 LTF

Öffentliche Dokumente

1.2.2024.2  Der Zugang zu den Meldungen an die AG DIMMI, d.h. zu einem anonym hinterlegten Schreiben betreffend den Umgang mit finanziellen Mitteln und zu einer E-Mail betreffend Präzision der Auftragserteilung  wurde zu Recht verweigert. Betreffend den Zugang zur «E-Mail von mehreren Mitarbeiterinnen über Fälle von Sexismus an ein Mitglied der Geschäftsleitung und die dazugehörige Antwort-E-Mail» erfolgt eine Rückweisung an die Vorinstanz zur Neubeurteilung. 
BVGer A-535-2022 vom 18. Januar 2024  i.S.
A. c. Nachrichtendienst des Bundes (NDB)
Stichworte: Datenschutz, Dokumente zum persönlichen Gebrauch, nicht abgeschlossenes Dokument, Zugang zu Personalakten, Zusicherung der Geheimhaltung, Beeinträchtigung der zielkonformen Durchführung behördlicher Massnahmen
Bestimmungen: Art. 5 und 8 BV, Art. 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 9 BGÖ, Art.  19, 36 und 70 DSG

Sécurité intérieure et extérieure

1.2.2024.1   La question de savoir si un contrat a ou non été conclu avec une entreprise déterminée pour faire l’acquisition d’un type spécifique de logiciel espion tomberait, en toute hypothèse, sous le coup de l’exception consacrée à l’art. 67 LRens, car la connaissance de cette information pourrait mettre en danger les mesures prises par la Suisse en cas de menace concrète pour sa sécurité intérieure et extérieure.
TAF A-1310-2022 du 9 janvier 2024: A. c. Fedpol
Mots clefs: Droit d’accès , droit d’être entendu, service de renseignements, mesures de surveillance secrètes,  intérêts nationaux importants, exceptions au principe de la transparence, rapport explicatif
Dispositions:  Art. 1,  2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 16 LTrans, art. 3, 26, 27, 67 LRens

Dieses Urteil haben RAin Anna Katharina Burri und RAin Rahel Breitschmid im Beitrag «Fedpol muss nicht offenlegen, ob ein Vertrag mit einem GovWare-Entwickler besteht«, medialex 03/24, besprochen.

 

 

2. Privatrecht – Droit privé

Lauterkeitsrecht

2.2023.2 Das Bundesgericht prüfte zahlreiche Äusserungen in verschiedenen Artikeln der Zeitung C. und kam zum Schluss, dass nicht alle von der Vorinstanz als unlauter qualifizierten Passagen das UWG verletzten, weshalb der Fall zur Neubeurteilung an die Vorinstanz zurückgewiesen wurde.
BGer 4A_340/2022 vom 18. April 2022 i.S. A. und B. c. C.
Stichworte: Aktivlegitimation, Stellung der Medien im Lauterkeitsrecht, Durchschnittsleser, Herabsetzung, Kosten
Bestimmungen: Art. 16, 17 BV, Art. 3, 9 und 10 UWG

Massnahmeverfahren

2.2023.1 Die Beschwerdeführerin berief sich vor dem Bundesgericht auf Aspekte, die bereits vor der Vorinstanz hätten geltend gemacht werden müssen: Sie setzte sich  mit den Gründen, die für das Ergebnis des angefochtenen Urteils ausschlaggebend waren, nicht auseinander.
BGer 5A_98/2022 vom 28. März 2023 i.S. A. c. B.
Stichworte: superprovisorische Verfügung, Persönlichkeitsverletzung, überspitzter Formalismus, Instanzenzug, Rügen formeller und materieller Aspekte
Bestimmungen: Art. 29 BV, 28 ff. ZGB, 75 und 105 BGG

 

 

3. Strafrecht – Droit pénal

Unlauterer Wettbewerb

3.2024.1 Nicht jede unschmeichelhafte Presseberichterstattung über ein Unternehmen oder einen Unternehmer stellt eine Wettbewerbshandlung nach UWG dar. Das UWG darf die Funktion der Medien im Wirtschaftsleben behindern. Das Ziel des veröffentlichten Artikels, den Meinungsaustausch und die öffentliche Debatte zu fördern, ist verfassungsrechtlich schutzwürdig
BGer 7A_48/2022 vom 2. April 2024 i.S. A. c. B.
Stichworte: Funktion der Medien, Meinungsaustausch, Beeinflussung der Wettbewerbsverhältnisse, Zivilansprüche
Bestimmungen: Art.  16 und 17 BV, Art. 9 UWG, Art. 28a ZGB, Art. 41 OR, Art. 115, 118 StPO

 

4. Urheberrecht – Droit d’auteur

Bemessung des Ausgleichsanspruchs

4.2023.1 Die Vorinstanz verletzte kein Bundesrecht, indem sie für die Bemessung des Ausgleichsanspruchs nicht auf die SAB-Empfehlungen abstellte und mangels klägerischer Belege zu den Marktpreisen von den Beweismitteln ausging, welche die Beschwerdegegnerin für die Marktpreise eingereicht hatte.
BGer 4A_168/2023 von 21. April 2023 i.S. A. c. B. 
Stichworte: Fotografie, Bemessung des Ausgleichsanspruchs, Anwendung der SAB-Empfehlungen, Beweismittel, Marktpreis, ungerechtfertigte Bereicherung
Bestimmungen: Art. 2 und 62 URG, Art. 41, 42 und 62 OR

5. Wettbewerbsrecht – Droit de la concurrence

6. Weitere Rechtsgebiete – Domaines juridiques divers

7. Ethik/Selbstregulierung – Ethique/autorégulation

Trennung zwischen redaktionellem Teil und Werbung


7.2024.19
Das Layout des beansstandeten Artikels unterscheidet sich in keiner Weise vom redaktionellen Teil, und die Bezeichnung «Marktinfo» kann die Leserschaft nicht als Hinweis darauf verstehen, dass sie jetzt bezahlte Werbung statt eines redaktionellen Textes vorgesetzt bekommt. Der Text verletzt die Pflicht zur Trennung von redaktionellem Teil und Werbung.
Stellungnahme 19/2024 des Schweizer Presserates (X. c. «Obersee Nachrichten»)
Stichworte: Trennung zwischen redaktionellem Teil und Werbung, Lifestyle-Berichte; Nennung von Marken und Produkten
Bestimmungen: Ziff.  10 «Erklärung», Richtlinie 10.1, 10.3

 

Recherche de la vérité


7.2024.18 En publiant l’article «Jugée pour avoir tué son enfant, une mère évoque un jeu qui a mal tourné» «lematin.ch» et «20min.ch» n’ont pas violé la «Déclaration».

Prise de position 18/2024 du Conseil suisse de la presse (X. c. «lematin.ch» et «20min.ch»)
Mots-clefs: Recherche de la vérité, rectification, discrimination

Dispositions: Chiffre 1, 5 et 8 de la «Déclaration», directive 1.1, 8.2

 

Diskriminierungsverbot


7.2024.17 Die Nennung der ethnischen oder nationalen Zugehörigkeit, der Herkunft u.ä. kann diskriminierend wirken, insbesondere wenn sie negative Werturteile verallgemeinert und damit Vorurteile gegenüber Minderheiten verstärkt. Im vorliegenden Fall kritisiert die Journalistin das ihrer Ansicht nach drohende gewalttätige Verhalten junger Männer mit Migrationshintergrund. Kritik am Verhalten von Gruppen muss möglich sein, solange es um dieses Verhalten und nicht um suggerierte Eigenschaften einer ganzen Ethnie geht.

Stellungnahme 17/2024 des Schweizer Presserates (X. c. NZZ)
Stichworte: Wahrheit, Anhörung bei schweren Vorwürfen, Menschenwürde, Diskriminierungsverbot
Bestimmungen: Ziff.  1, 3 und 8 «Erklärung», Richtlinie 3.8, 8.1, 8.2

Leserbriefe und -kommentare


7.2024.16 
Äusserungen in Leserkommentaren über das Privatleben von Personen, welche in keinem Zusammenhang stehen mit der im Artikel diskutierten Person, verletzen deren Privatsphäre. Ob diese Angaben stimmen oder – wie im vorliegenden Fall – meist nicht stimmen, spielt dabei keine Rolle. 
Stellungnahme 16/2024 des Schweizer Presserates (X. c. «Weltwoche»)
Stichworte: Leserbriefe, Online-Kommentare, Zeichnung von Kommentaren, Wahrheit, Anhören bei schweren Vorwürfen, Berichtigung, Schutz der Privatsphäre, Unschuldsvermutung
Bestimmungen: Ziff.  1, 3, 5 und 7 «Erklärung», Richtlinie 3.8, 5.1, 5.3, 7.2, 7.4

Wahrheitspflicht


7.2024.15 Der «Beobachter» hat mit den Artikeln «Administratives Verfahren gegen Psychiater Jan Gysi eingeleitet» und «‹Das erinnert an magisches Denken, Kinderglauben, Science-Fiction›» die «Erklärung der Pflichten und Rechte der Journalistinnen und Journalisten» nicht verletzt. 

Stellungnahme 15/2024 des Schweizer Presserates (X. c. «Beobachter»)
Stichworte: Wahrheitspflicht, Unterschlagen wichtiger Elemente von Informationen
Bestimmungen: Ziff.  1 und 3 «Erklärung»

Audition lors de reproches graves


7.2024.14 En publiant l’article intitulé «Après dix-sept ans de combat, il est acquitté mais ruiné», «Le Matin Dimanche» n’a pas violé  la «Déclaration».

Prise de position 14/2024 du Conseil suisse de la presse  (X. c. «Le Matin Dimanche»)
Mots-clefs: Vérité, omission d’informations, audition lors de reproches graves

Dispositions: Chiffre 1 et 3 de la «Déclaration», directive 3.8

 

Wahrheitspflicht


7.2024.13 Ergänzungen gleich anschliessend an eine an sich unrichtige Schlagzeile – hier «Schwerer Verkehrsunfall wegen Klimakleber-Blockade in Nürnberg: 31-Jähriger schwer verletzt» – können die Aussage eines Titels so weit relativieren, dass keine Verletzung der Wahrheitspflicht mehr vorliegt. 

Stellungnahme 13/2024 des Schweizer Presserates (X. c. «20 Minuten online»)
Stichworte: Wahrheitspflicht, Berichtigungspflicht, Online-Kommentare und Leserbriefe
Bestimmungen: Ziff.  1 und 5 «Erklärung», Richtlinie 5.2, 5.3

Wahrheitspflicht


7.2024.12 Wenn im Instagram-Beitrag von SRF behauptet wurde, die Begriffe «Mann» und «Frau» stünden nicht mehr im Entwurf zum Basler Gleichstellungsgesetz, so ist diese Aussage falsch. Es handelt sich um mehr als nur eine Ungenauigkeit, sondern um die Kernaussage im ganzen Instagram-Post, welche nicht korrekt ist. 

Stellungnahme 12/2024 des Schweizer Presserates (X. c. Schweizer Radio und Fernsehen SRF)
Stichworte: Wahrheitspflicht, Trennung zwischen redaktionellem Teil und Werbung
Bestimmungen: Ziff.  1 und 2 «Erklärung», Richtlinie 2.3

Recherche de la vérité


7.2024.11 En publiant les articles intitulés «Comment une société pyramidale vend du rêve aux mamans de mon quartier à Genève» et «Marketing pyramidal: la prof-vendeuse de rêves poussée vers la sortie par des parents furieux», «heidi.news» n’a pas violé la «Déclaration».

Prise de position 11/2024 du Conseil suisse de la presse (X. c. «heidi.news»)
Mots-clefs: Recherche de la vérité, identification

Dispositions: Chiffre 1 et 7 de la «Déclaration», directive 3.8

 

Wahrheitspflicht, Identifikation


7.2024.10 Der einleitende Satz «Glattfelden ist um einen Skandal reicher» mochte nicht ganz zutreffend sein für einen Bericht, der einen Nachbarschaftsstreit, eine sehr emotional ausgetragenen kontroversen Diskussion beschreibt. Der Presserat spricht in derartigen Fällen unpräziser Formulierungen von journalistischen Ungenauigkeiten und nicht von einem eigentlichen Verstoss gegen die Wahrheitspflicht. 

Stellungnahme 10/2024 des Schweizer Presserates (X. c. «Der Glattfelder»)
Stichworte: Wahrheitspflicht, Anhören bei schweren Vorwürfen, Schutz der Privatsphäre, Identifikation, Trennung zwischen redaktionellem Teil und Werbung
Bestimmungen: Ziff.  1, 3, 5, 7 und 10 «Erklärung», Richtlinien 3.8, 4.5, 5.2, 7.1, 7.2, 10.1

Identifikation, Unschuldsvermutung


7.2024.09 Mit den Angaben 35-jähriger Schweizer, Mieter einer Wohnung in Emmenbrücke und Sportlehrer, , der im Kanton Aarau unterrichtet habe und aktiv in einem Fussballverein war, wurde die Identität des Beschwerdeführers nicht preisgegeben gegenüber einer Öffentlichkeit, die weiter reicht als die eigene Familie, das soziale und berufliche Umfeld. 

Stellungnahme 09/2024 des Schweizer Presserates (X. c. «20 Minuten», «20min.ch», «Luzerner Zeitung» und «blick.ch»)
Stichworte: Wahrheitspflicht, Schutz der Privatsphäre, Identifikation, Unschuldsvermutung
Bestimmungen: Ziff.  1 und 7 «Erklärung», Richtlinien 7.1, 7.2, 7.4

Werbung, Unabhängigkeit


7.2024.08 Der «Birsigtal Bote» hat mit den Artikeln «Raumschiff oder Traumschiff» und «Futuristisches Residenzgebäude in Oberwil» die Ziffern 9 (Unabhängigkeit) und 10 (Trennung zwischen redaktionellem Text und Werbung) der «Erklärung» nicht verletzt.

Stellungnahme 08/2024 des Schweizer Presserates (X. c. Birsigtal Bote)
Stichworte: Pflicht zjr Beschwerdebegründung, Unabhängigkeit, Trennung zwischen redaktionellem Text und Werbung
Bestimmungen: Ziff.  9 und 10 «Erklärung»

Wahrheit, Berichtigung


7.2024.07 Da nach den Korrekturmassnahmen ein Zwischentitel im Text verblieb, der eine falsche Behauptung gegenüber dem Beschwerdeführer  aufrechterhielt, und
«kath.ch» nicht andeutete, dass die erfolgte Verwechslung zu Unrecht zu einem sehr negativen Eindruck bezüglich des Beschwerdeführers beitragen hatte, wurde die «Erklärung» verletzt.
Stellungnahme 07/2024 des Schweizer Presserates (Herzog c. kath.ch)
Stichworte: Wahrheitspflicht, rechtzeitige Berichtigung
Bestimmungen: Ziff.  1 und 5 «Erklärung», Richtlinie 5.1

Unschuldsvermutung


7.2024.06 Im Artikel ist klar erkennbar, dass die Verhandlung vor Gericht noch nicht stattgefunden hat und es bisher kein Urteil gibt, obwohl der Satz «Es gilt die Unschuldsvermutung» nicht explizit erwähnt wird. Es ist zudem klar, dass die Zeugin den Vorfall aus ihrer persönlichen Sicht schildert. 

Stellungnahme 06/2024 des Schweizer Presserates (X. c. «Blick»)
Stichworte: Unschuldsbermutung, Gerichtsberichterstattung, Verwendung des Begriffs «Killerin»
Bestimmungen: Ziff.  7 «Erklärung», Richtlinie 7.4

Wahrheit, Diskriminierung


7.2024.05 Die «Bodensee Nachrichten» haben mit dem Artikel «Autoposer sind Ausdruck verweigerter Integration» nicht gegen das Diskriminierungsverbot verstossen. Kritik an einer klar definierten Gruppe muss zulässig sein, solange damit nicht negative Werturteile gegen die gesamte Ethnie verstärkt werden. 

Stellungnahme 05/2024 des Schweizer Presserates (X. c. «Bodensee Nachrichten»)
Stichworte: Diskriminierungsverbot
Bestimmungen: Ziff. 8 «Erklärung», Richtlinie 8.2

Audition lors de reproches graves


7.2024.04 En publiant l’article «Crise du logement: Des régies feraient passer des hausses déguisées de loyers» les quotidiens «Tribune de Genève», «Le Matin Dimanche» et «24 heures» n’ont pas violé les chiffres 1 (vérité), 3 (audition lors de reproches graves) de la «Déclaration».

Prise de position 4/2024 du Conseil suisse de la presse (Union suisse des professionnels de l’immobilier de Genève c. «Tribune de Genève», «Le Matin Dimanche» et «24 heures»)
Mots-clefs: Recherche de la vérité, audition lors de reproches graves, l’occasion de prendre position

Dispositions: Chiffre 1 et 3 de la «Déclaration», directive 3.8

 

Schutz der Privatsphäre


7.2024.03 Mit den Angaben K., Frau, Ärztin, im Jahr 2014 «Anfang 40» und tätig im Bereich der Kinder und Jugendpsychiatrie im Kanton Freiburg, Entzug der Berufsausübungsbewilligung im Kanton Freiburg 2017, seit 2018 tätig als Assistenzärztin bei den UPD wurde K. für einen weiten Kreis von Menschen identifizierbar. Für die Verständlichkeit hätte es nicht alle diese Informationen gebraucht.

Stellungnahme 03/2024 des Schweizer Presserates (UPD c. «Berner Zeitung» und «Der Bund»)
Stichworte: Wahrheitspflicht, Trennung von Fakten und Kommentar, Schutz der Privatsphäre, Identifizierung, Gerichtsberichterstattung, Resozialisierung, Recht auf Vergessen, Menschenwürde
Bestimmungen: Ziff.  1, 2, 7 und 8 «Erklärung», Richtlinien 2.3, 7.2, 7.4, 7.5 und 8.1

Wahrheit


7.2024.02 Nach Ansicht des Presserats hat die «Tagesschau» bei der Berichterstattung über den Untersuchungsbericht der Finanzkontrolle mit dem Titel «Autohändler in der Schweiz umgehen Abgas-Strafgebühren» den Inhalt in einer mit der Wahrheitspflicht nicht zu vereinbarenden Weise verdreht. Die Redaktion hat die Kritik der Behörde an der schweizerischen Gesetzgebung zur Reduktion der CO2-Emissionen in einen unberechtigten Vorwurf an die Autohändler umgewandelt, die entsprechenden Vorschriften zu ihrem eigenen Vorteil zu umgehen.

Stellungnahme 02/2024 des Schweizer Presserates (X. c. Schweizer Radio und Fernsehen SRF)
Stichworte: Wahrheitssuche, Gesamteindruck
Bestimmungen: Ziff.  1 «Erklärung», Richtlinie 1.1

Unlautere Informationsbeschaffung


7.2024.01 Der Beschwerdeführer musste als Jungpolitiker und Kommunikationsprofi wissen, wie JournalistInnen arbeiten, und damit rechnen, dass der Inhalt seiner Mail verwendet würde. Ist er damit nicht einverstanden gewesen, hätte er das explizit äussern oder eine Autorisierung verlangen müssen.

Stellungnahme 01/2024 des Schweizer Presserates (Gousset c. «Tages-Anzeiger»)
Stichworte: Wahrheitspflicht, unlautere Methoden bei der Informationsbeschaffung, Interview, Recherchegespräch
Bestimmungen: Ziff.  1 und 4 «Erklärung», Richtlinien 4.5 und 4.6

 

 

 

 

 

image_print

Kommentar schreiben

13 + five =

Über uns

Medialex ist die schweizerische Fachzeitschrift für Medien- und Kommunikationsrecht. Sie erscheint als Newsletter im Monatsrhythmus (10x jährlich), open access, und enthält Untersuchungen und Brennpunkte zu medienrechtlichen Themen, aktuelle Urteile mit Anmerkungen, Hinweise auf neue medien- und kommunikationsrechtliche Urteile, UBI-Entscheide und Presseratsstellungnahmen sowie auf neue wissenschaftliche Publikationen und Entwicklungen in der Rechtsetzung.

Vernetzen